
Was ist eine Erektion?
Eine funktionierende Erektion setzt das komplexe Zusammenspiel vaskulärer, neurogener und endokriner Komponenten voraus. Eine Vielzahl von Störungen, psychogen, organisch oder aus einer Kombination von beiden bedingt, können zu einer Verminderung der Erektionsfähigkeit führen.
Die Erektion ist ein hochkomplexer Ablauf von Gehirn-, Nerven-, Muskel- und Gefäßaktivitäten. Dazu einige Aspekte:
- In der Ruhephase besteht im Penis ein geringer arterieller und venöser Blutfluss.
- Füllungsphase der Erektion: Die glattmuskuläre Relaxation der Arterien führt zu einer drastischen Steigerung des Blutflusses in der den Penis versorgenden Arterie, wobei der venöse Abstrom konstant bleibt. Die Volumenzunahme des Penis wird durch die Füllung der Schwellkörper unterstützt.
- Tumeszenz = Volumenzunahme des Penis: Nach Erreichen des submaximalen Schwellkörpervolumens entsteht ein Druckanstieg, der zunächst die kleinen Venen im Penis komprimiert, wodurch der venöse Abfluss sinkt. Bei weiterem Blutdruckanstieg gibt es weder einen weiteren arteriellen Zufluss noch einen venösen Abfluss, was die Volumenzunahme bewirkt. Im Umkehrschluss vermindert mangelnder arterieller Einstrom den notwendigen Druckaufbau oder das Halten des Drucks. Zusätzlich fehlt die Kompression der kleinen Penisvenen und ermöglicht damit den venösen Abfluss aus dem Penis.
- Rigidität = Steifigkeit des Penis bei der Erektion: Die Kontraktion eines vom Sitzbein zum Schwellkörper verlaufenden kleinen Muskels erhöht den Druck im Schwellkörper, so dass der Schwellkörper nicht weiter durchblutet und steif wird.
- Psychogene Erektion: Die Verarbeitung von sensiblen, visuellen, akustischen Reizen oder Fantasien im Gehirn ist Auslöser der psychogenen Erektion und beeinflusst die sogenannten Erektionszentren.
Wann und warum treten nächtliche Erektionen auf?
Eine Nocturnale (Nächtliche) Erektion entsteht während der REM-Schlafphase. Die nocturnale Erektion bleibt bei der psychogenen Impotenz erhalten.
Der Schlafzyklus beginnt mit einer Phase des Non-REM-Schlafs (NREM-Schlaf), gefolgt von einer sehr kurzen Phase des REM-Schlafs (REM-Schlaf). Während einer normalen Nachtruhe durchläuft der Mensch in der Regel etwa vier bis fünf REM-Schlafphasen. Peniserektionen gelten allgemein als Begleiterscheinung REM-schlafbedingter physiologischer Veränderungen bei gesunden Männern. Daher wachen Männer morgens sehr häufig mit einer REM-schlafbedingten Erektion auf, die auch als nächtliche Penisschwellung (NPT) bezeichnet wird. Männer, die körperlich stark beansprucht sind oder unter starkem psychischem Stress stehen, haben möglicherweise Schwierigkeiten, eine psychogene Erektion aufrechtzuerhalten.
REM-Schlaf
Der Schlaf von Säugetieren besteht aus natürlichen Aktivitätszyklen im Gehirn und umfasst verschiedene Phasen: den REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) und den NREM-Schlaf (Non-Rapid Eye Movement), der aus den Phasen 1 bis 3 besteht [1]. Typischerweise beginnt der Schlafzyklus mit einer NREM-Phase, gefolgt von einer sehr kurzen REM-Phase. Träume treten in der Regel im REM-Schlaf auf [2, 3]. Der REM-Schlaf beginnt in der Regel 90 Minuten nach dem Einschlafen. Die erste REM-Phase dauert typischerweise 10 Minuten, wobei sich jede weitere REM-Phase verlängert, und die letzte bis zu einer Stunde dauert. Das bedeutet, dass der Anteil des REM-Schlafs an der Gesamtschlafzeit des Menschen mit dem Morgengrauen zunimmt. Während einer normalen Nachtruhe durchläuft der Mensch in der Regel etwa vier bis fünf REM-Phasen. Der REM-Schlaf nimmt bei Erwachsenen etwa 20–25 % der Gesamtschlafzeit ein, also etwa 90–120 Minuten. Manche Menschen neigen dazu, unmittelbar nach einer REM-Phase aufzuwachen oder eine Phase sehr leichten Schlafs zu erleben [2 – 6].
Es gibt viele Theorien über die Funktionen des REM-Schlafs, die jedoch noch nicht vollständig verstanden sind. Es wird angenommen, dass der REM-Schlaf eine Wächterfunktion erfüllt und ein kurzes, aber periodisches Aufwachen bewirkt, nachdem der Organismus auf einen sofortigen Kampf oder eine Flucht vorbereitet wurde [7, 8]. Das heißt, der REM-Schlaf aktiviert ein Tier periodisch, um die Umgebung nach möglichen Raubtieren abzusuchen. Ein solcher eingebauter physiologischer Mechanismus würde vermutlich maximale Sicherheit vor äußeren Gefahren bieten und gleichzeitig die Schlafkontinuität minimal stören. Offenbar sind Menschen wacher, wenn sie aus dem REM-Schlaf geweckt werden, als aus dem NREM-Schlaf [2, 8, 9].


Nächtliche Penisschwellung
Spontanes Erwachen aus dem Schlaf ist signifikant mit dem Erektionszyklus verbunden [5]. Der Schlaf ist individuell unterschiedlich, aber die meisten Männer haben vier bis fünf vollständige Erektionen während der REM-Schlafphase, wobei jede Erektion etwa 25–35 Minuten dauert. Erektionen sind ein normaler Bestandteil der REM-Schlafphase für Männer jeden Alters, sogar für Säuglinge und Kinder. Der Zusammenhang zwischen REM-Schlaf und Erektionen ist der Grund dafür, dass Männer häufig direkt aus der REM-Schlafphase oder kurz nach dem Ende einer langen morgendlichen REM-Phase erwachen. Obwohl Männer also nicht immer am Ende jeder REM-Schlafphase aufwachen, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie morgens mit einer REM-Schlaf-bedingten Erektion aufwachen [5]. Morgendliche Erektionen werden wissenschaftlich als unwillkürliche schlafbezogene Erektionen (SREs) oder nächtliche Penisschwellung (NPT) definiert und sind eine gesunde und normale physiologische Reaktion, die die meisten Männer erleben [5]. Erektionen gelten als normaler Bestandteil der Schlafphysiologie bei Männern. Die Bewertung der NPT ist einer der ersten Tests, die zur Untersuchung der erektilen Dysfunktion (ED) entwickelt wurden. Der Mechanismus der NPT beruht vermutlich auf neurovaskulären Reaktionsmechanismen, die denen bei erotisch induzierten Erektionen ähneln. Daher wird bei Männern mit dokumentierter normaler NPT eine normale Fähigkeit zu spontanen, erotisch induzierten Erektionen angenommen. Tatsächlich besteht die Hauptfunktion von NPT-Tests darin, psychogene von organischen Ursachen der erektilen Dysfunktion zu unterscheiden. Männer, die aufgrund psychischer Probleme keine Erektionen haben, können dennoch im Tiefschlaf Erektionen haben. Geht ein Mangel an morgendlichen Erektionen mit einem Mangel an allgemeinen Erektionen einher, wird eher eine körperliche als eine psychische Ursache vermutet.
Erektionsstörungen und die Erektile Dysfunktion
Erektile Dysfunktion, abgekürzt ED, auch Erektionsstörung, Potenzstörung, popularmedizinisch auch Impotenz, ist eine Sexualstörung, bei der es einem Mann über einen längeren Zeitraum hinweg in der Mehrzahl der Versuche nicht gelingt, eine für ein befriedigendes Sexualleben ausreichende Erektion des Penis zu erzielen oder beizubehalten.
150 Millionen Männer leiden weltweit unter ED. Infolge einer in der Gesellschaft immer noch existierenden Tabuisierung kann die ED zu einem hohen Leidensdruck und damit auch zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen (8). Nur etwa 10 Prozent der betroffenen Männer nehmen nach durchschnittlicher Wartezeit von anderthalb Jahren ärztliche Hilfe in Anspruch (8).
In einer Studie, in der Männer ab 20 Jahren untersucht wurden, wird ED von 20% der Männer angegeben, bei Männern im Alter von über 75 Jahren sogar zu 77,5% (1). Diese Angaben werden auch im klinischen Alltag von niedergelassenen Urologen bestätigt (2).
Man unterscheidet organische und psychogene ED, wobei die organische ED sich allmählich entwickelt und oft zusammen mit Bluthochruck, erhöhten Blutfettwerten oder Diabetes auftritt (1). Organische ED tritt in der Regel bei nächtlicher, morgendlicher oder sexuell stimulierter Erektion auf, während psychogene ED zumeist situationsabhängig erfolgt, beispielsweise mit einem Partner, während die nächtliche Erektion funktioniert.
